E-MOUNTAINBIKE Think Tank 2025 – sind wir dumm?
Was hat Kung Fu mit der neuesten Generation an E-MTBs zu tun? Warum werden E-Bike-Motoren bald auf 750 Watt Maximalleistung gedeckelt? Was können wir von der Formel 1 für die Bike-Welt lernen? Wir haben einige der wichtigsten CEOs und Köpfe der Bike-Welt eingeladen, um die Fehler, die uns vor 3 Jahren in die aktuelle Krise geführt haben, JETZT zu vermeiden.
Unser großer E-MOUNTAINBIKE Vergleichstest mit 30 E-MTBs hat einige gravierende Erkenntnisse geliefert. Grund genug, die wichtigsten E-MTB Marken für einen Think Tank zu uns einzuladen, um Lösungen für aktuelle Risiken und Herausforderungen zu erarbeiten. 2.400 unserer Leser waren auch mit dabei und haben sehr wichtigen Input geliefert! Und zwar in Form einer repräsentativen Trendumfrage, die wir extra im Vorfeld des Think Tanks durchgeführt haben – vielen Dank an dieser Stelle für euer Engagement liebe Leser!


In den letzten 10 Monaten hat sich der E-MTB-Markt krass verändert: Neue Hersteller mischen mit, Leistungs- und Kennzahlen nehmen rasant zu, die Superlative überschlagen sich – doch mit dem Hype kommen auch Risiken. Für den Markt. Und für Kunden, die heute ein Bike kaufen, das sie morgen vielleicht schon bereuen.


Die Risiken und Probleme sind real: im Worst Case geht es darum, dass das E-Bike seinen aktuellen rechtlichen Status als Fahrrad verliert. Die Folgen? Helmpflicht, Typgenehmigung, Zulassungs- und Versicherungspflicht, der Verlust von Trailzugang und Fahrverbote.
Aktuell spielen einige Player mit dem Feuer und riskieren die Freiheit des E-MTBs, indem sie Schlupflöcher bzw. unregulierte Aspekte ausreizen. Und das Schlimme – Industrie, Influencer, Medien, Handel und Käufer spielen mit. Das Problem: Viele ignorieren oder wissen gar nicht, dass uns das aktuelle Wettrüsten um Leistungs-, Drehmoment- und Akkukapazitäten mehr Nachteile als Vorteile bringen wird. Zeit also, daran etwas zu ändern – und Verantwortung zu übernehmen!


Die gute Nachricht: die Industrieverbände haben die Risiken bereits erkannt und eine Selbstregulierung mit sinnvollen Maximalwerten ist bereits voll im Gang. In Kürze werden Motoren auf 750 Watt Maximalleistung reguliert, weitere Parameter sind gerade in den Gremien in der Diskussion. Bei unserem Think Tank ging es NICHT um die Werte, sondern vielmehr um die Bedeutung für die E-MTB-Welt, einen Austausch sowie Verständnis der Hintergründe – und die vermutlich brennendsten Fragen: Ist Innovation durch diese Regulierung noch möglich? Und wenn ja wie? Und wie nehmen wir Handel, Industrie und die Community mit?
Die Kurzantwort: Dank der Regulierung werden wir in Zukunft bessere und hottere Bikes mit weniger Verschleiß, höheren Reichweiten, niedrigeren Betriebskosten und trotzdem voller Power fahren – und Innovationen nicht nur fördern, sondern vor allem in die richtige Richtung lenken.
Influencer, Medien, Hersteller, Konsumenten – sind wir dumm?
Hört sich absurd an, aber diese Frage müssen wir uns ernsthaft stellen. Ja, auch wir als E-MOUNTAINBIKE Magazin. Schließlich ist es so einfach. Unglaublich einfach. Und es funktioniert. Leider.
(Fast) jeder Hersteller, fast jeder Influencer und jedes Medium kommuniziert aktuell Superlative und Eckdaten so, als ob sie alles wären, was ein Bike ausmacht. So als ob die Haarfarbe alles sei, was eine Blondine ausmacht. Come on – diese stumpfen Zeiten sind doch vorbei oder?!
„21.2 kg, 1000w, 120 Nm DJI Motor, 800 wh battery, 170mm fork, 160 mm rear 🤯“ Eckdaten-Massaker wie diese liest man heutzutage leider viel zu häufig!
Das Resultat? Am Ende gewinnen die, die keine geilen Bikes bauen, sondern die Eckdaten-Weltmeister. Viel Federweg, viel Leistung, viel Akkukapazität bei geringem Gewicht – Parallelen gab es in der Vergangenheit bei analogen bikes auch schon. Doch das waren definitiv nicht die besseren Bikes.
Dennoch versucht gerade jeder Hersteller sich selbst und die Konkurrenz zu übertrumpfen: 90 Nm, 105 Nm, 111 Nm, 120 Nm, … what’s next? Und ja, andere Hersteller werden nachziehen – die Kehrseite der Medaille wird dabei aber eher verschwiegen.
Und wir als Rider? Die Daten unserer Trendumfrage mit 2.400 Teilnehmern, die übrigens die Ergebnisse unserer jährlichen Leserumfrage mit über 14.000 Teilnehmern bestätigen, zeigt: Das Thema ist für die Kunden gar nicht so heiß, wie es im Marketing gekocht wird. Dazu später mehr.
Das Problem mit den Zahlen
Es ist ja schon ein bisschen wahnsinnig, 30 E-MTBs im direkten Vergleich zu testen, Reichhöhenfahrten und Impossible Climb Challenges durchzuführen und danach die wichtigsten Bikes auch noch komplett auseinanderzunehmen, jedes Einzelteil zu wiegen und zu analysieren.
Aber: es lohnt sich. Dieses Jahr haben wir mit unserem alljährlichen E-MOUNTAINBIKE Vergleichstest nochmal eine riesige Schippe draufgelegt und herausgefunden: Einiges geht in die richtige Richtung, doch vieles auch gar nicht. Und das hat fast alles mit den Entwicklungen des Motorsystems zu tun, die sich gegenseitig bedingen. Ein paar der Key Takeaways waren:
- Mehr Maximalleistung = mehr Verbrauch und Verschleiß
- Größerer Akku ≠ mehr Reichweite – man kann die Physik eben nicht bescheißen!
- Power ist nichts ohne Kontrolle
Das Resultat? Bikes, die nicht zwangsläufig besser fahren, trotz größerem Akku an Reichweite verlieren statt zu gewinnen und immer teurer in der Anschaffung und im Unterhalt werden. Hinzu kommen neben einigen Fortschritten auch Rückschritte bei Design und Ästhetik.
Hersteller definieren sich über Nm, Watt und Wattstunden, der Handel verkauft so und Influencer und Medien haben neue Superlative in den Headlines – aber ist das wirklich die richtige Richtung? Das aktuelle Wettrüsten um Leistungskennzahlen und Akkukapazitäten sorgt für eine weitere Gefahr: Bikes werden zu Zahlenmonstern statt echten Trailmaschinen.
E-MOUNTAINBIKE Think Tank – internationale Teilnehmer der wichtigsten Brands
Klar – kritisieren kann jeder. Aber besser machen ist eine ganz andere Kunst. Deshalb haben wir wieder einen internationalen E-MOUNTAINBIKE Think Tank veranstaltet, um die wichtigsten Vertreter der Bike-Welt an einen Tisch zu bringen. Über 60 Vertreter von mehr als 30 Herstellern kamen aus aller Welt – USA, UK, Frankreich, Spanien, Belgien, Niederlande, Schweiz und natürlich Deutschland – um an diesem wegweisenden Think Tank in den Staud Studios in Leonberg teilzunehmen. Unter den Teilnehmern waren zahlreiche Geschäftsführer wie etwa von Bosch, Specialized, FOCUS, P2/Porsche, SRAM, Mahle, Pivot Europe, Yeti Europe, sowie zahlreiche Produktmanager, Entwickler und Marketing-Experten.








Hier eine Übersicht der Hersteller und Stakeholder:
Accell Group (Haibike, Lapierre, Ghost), AMFLOW, BH, Bosch, Brose, Cannondale, Canyon, Centurion, Comodule, Compositence, DJI, DT Swiss, FOCUS, Giant, Mahle, Merida, MOUNTAINBIKE Magazin, Pivot, Porsche, Propain, Rocky Mountain, Scott, SEG, Shimano/Paul Lange, Specialized, SRAM, Supertrail, Trek, UCI, Unno, Velotech, Whyte, Yeti, YT, ZF
Im Vorfeld gab es viele unterschiedliche Positionen und Meinungen zu den aktuellen Risiken wie etwa „Bosch & Co wollen doch nur ihre Marktposition gegenüber DJI behaupten” oder „die Regulierung wird Innovationen killen“. Doch schnell wurde klar: das grundlegende Verständnis und wichtige Hintergründe für die Risiken fehlte – umso wichtiger war es, sich auszutauschen und die Workshops des Tages durchzuführen. Am Ende des Tages hatten sich die Reaktionen teilweise um 180° gewendet. Das Beste: es gab Klarheit und Konsens darüber, was wir brauchen, um die E-MTB-Welt verantwortungsvoll und sicher weiterzuentwickeln.




Kung Fu im Business – Gier oder Handlungsfähigkeit?
Was haben ein paar Faustschläge mit der immer noch währenden Krise der Bike-Welt zu tun? Hört man Kung-Fu-Meister Taner Erdogan zu – einem der weltweit renommiertesten Lehrer, dann merkt man schnell: ganz schön viel!
Noch etwas müde von der langen Nacht der E-MOUNTAINBIKE Awards des Vorabends lauschten die Think Tank Teilnehmer den zentralen Kung-Fu Prinzipien, die Taner live vortrug.


„Mehr, mehr, mehr“ – Gier wirft uns in fast allen Lebenssituationen aus der Bahn. Im Kung Fu verliert man seine Handlungsfähigkeit sofort, wenn man überreagiert: ein überhasteter Schlag, ein falscher Impuls – und man gerät aus dem Gleichgewicht.


Dieses Muster findet man in der Bikebranche allzu häufig. Aus Angst, etwas zu verpassen oder vom Boom abgehängt zu werden, wurden gierige Bestellungen getätigt – in der Annahme, das Wachstum würde ewig weitergehen. Doch wer nur auf maximale Schlagkraft setzt, ohne seine eigene Position und die Grenzen der eigenen Handlungsfähigkeit zu kennen, trifft schnell ins Leere, bringt sich in Abhängigkeiten und Schwierigkeiten.
Das ist in den letzten 3 Jahren bereits passiert und könnte jetzt wieder passieren. Dieses Mal jedoch nicht durch Fallstricke beim Einkauf und Marktprognosen, sondern durch die aktuelle Produktentwicklung und die Gefährdung durch eine neue rechtliche Einordnung des E-Bikes.
Spaßverderber oder Innovationstreiber?
Kommen wir zum Thema: Wie viel Leistung brauchen wir überhaupt? Warum wollen die Zweirad-Verbände eine Regulierung? Sind die Anzugträger tatsächlich Spaßverderber?
Wie viel Leistung brauchen wir überhaupt?
Unser Vergleichstest hat gezeigt, dass wir mit 600 Watt Maximalleistung bereits bestens bedient sind. Um die ultimative Kletterfähigkeit der Bikes herauszufahren, haben wir die Impossible Climb Challenge ins Leben gerufen, um die Extreme auszuloten, Nuancen zwischen den Bikes und Motorensystem herauszufinden. Einen so technischen Anstieg fahren in der Praxis jedoch nur die wenigsten. Das Orbea Wild war in unserer Impossible Climb Challenge mit Bosch CX Gen5-Motor und 600 Watt Maximalleistung das zweitbeste Kletter-Bike – noch vor stärkeren Bikes wie etwa dem Specialized Levo mit 720 Watt Maximalleistung oder dem UNNO Mith mit DJI Avinox System und über 1000 Watt Maximalleistung. Viel Leistung kann helfen, aber viel wichtiger ist die Dosierbarkeit und Traktionskontrolle des Motors. Einen mindestens genauso großen Unterschied macht das Bike selbst: Geometrie, Fahrwerk, Reifen und Setup. Kurz: Der beste Motor oder die größten Leistungswerte bringen nichts, wenn der Rest nicht stimmt.
Auch unsere aktuellen Leser- und Trendumfrage-Daten mit fast 17.000 E-MTBikern bestätigen: nur rund 5% fahren primär im Turbo-/Boost-Modus, über 60% in den Tour- und Eco-Modi und ~ 35% im eMTB/Trail-Modus. Beim Motor selbst erachten die Teilnehmer ein natürliches Fahrgefühl, Effizienz und eine geringe Geräuschentwicklung als 4 x so wichtig wie die höchste Maximalleistung. Das maximale Drehmoment rangiert auf Platz 5 der wichtigsten Faktoren am Motor. Ist das Wettrüsten dann gar kein so großes Thema bei den Endkunden? Offensichtlich ja – dumm nur, wenn Hersteller, Handel, Medien und Influencer diese Superlative in den Vordergrund stellen.


Warum wollen die Zweirad-Verbände eine Regulierung?
Das E-Bike – rechtlich korrekt Electrically Power Assisted Cycle (EPAC) – genießt in Europa einen Sonderstatus, weil es als Active Mobility gilt, sprich die Eigenleistung des Fahrers so erheblich ist, dass es als Fahrrad gilt und nicht als Motorrad. Durch das aktuelle Wettrüsten um mehr Leistung könnten Regulierungsbehörden und Prüfinstitute auf die Idee kommen, E-Bikes Typgenehmigungspflichtig zu machen oder andersartig zu regulieren. Die Fallhöhe und Auswirkungen für die Branche genauso wie die Community wären gravierend. Deshalb ist eine proaktive Selbstregulierung, wie sie die Verbände gerade umsetzen äußerst wichtig, um Klarheit zu schaffen und sicherzustellen, dass das E-Bike Active Mobility bleibt und sich klar von Passive Mobility (mit zu viel Leistung, zu hohem Unterstützungsfaktor oder Drehgasgriff) abzugrenzen. Mehr Details erfahrt ihr in dieser Pressemitteilung des ZIV.

Sind die Anzugträger tatsächlich Spaßverderber?
Keine Frage: ein Anzugträger in Berlin ist auf den ersten Blick meilenweit von Trails entfernt. Aber: so funktioniert nunmal Politik – und rechtliche Regelungen werden auch nicht für Mountainbiker im Hoody in der Bike-Werkstatt oder im perfekt geshapten Bikepark getroffen. Sondern in Gremien, Ausschüssen und zähen Verhandlungen. Und statt gegen diese zu haten, sollten wir dankbar dafür sein, dass ein paar Personen, diese zähe Arbeit für uns machen! Dass wir als Mountainbiker ein Organisationsproblem haben, haben wir auch bereits in dem Artikel „Kein Verein, kein Trail“ dargelegt. Dieses Engagement ist ungemein wichtig, um unsere Interessen als Mountainbiker zu vertreten – schließlich gibt es genügend Akteure, die gegen uns arbeiten! Dann sollten wir es innerhalb der Szene zumindest nicht auch noch tun! Auch als Hersteller ist es einfach, zu taktieren, keine klare Position zu beziehen oder Entscheidungen zu behindern – doch das Problem ist, dass unsere Branche mittlerweile zu groß dafür ist, Verantwortung NICHT zu übernehmen.
Was E-Bikes in der Zukunft mit der Formel 1 gemeinsam haben werden – Workshop Teil 1
Die Ängste und Vorurteile gegenüber einer Regulierung liest man nicht nur in Foren wie etwa unseren Freunden von eMTB-News.de. Auch bei vielen Herstellern und Industrievertretern findet man sie. Die Argumente: „Eine Regulierung hemmt Innovationen.” „Innovationen sind nur in einem freien Markt möglich!” Aber schadet eine Regulierung der Maximalleistung auf 750 Watt der Innovationskraft des E-Bikes tatsächlich?
Die Frage, die es im ersten Teil des Workshops zu bearbeiten galt, war: „If we limit ourselves, is innovation still possible?“
Die Kurzantwort: Ja! Und zwar mehr noch viel mehr! Als Beispiel wurde die Formel 1 gleich mehrmals angebracht, in der die technischen Regularien dafür sorgen, dass die Entwicklung in eine klare Richtung gesteuert und die Teams in Sachen Kreativität und Lösungsfindung viel mehr herausgefordert werden. Wie in der Formel 1 könnten auch im eMTB Segment klare Leitplanken helfen, den Entwicklungsfokus auf smarte Lösungen zu lenken und nicht nur auf rohe Power. Statt höher, schneller, weiter könnte es um intelligenter, effizienter und sicherer gehen. Manche der Regularien sind ja auch zum Schutz der Fahrer – und in diesem Fall müssen wir unseren Sport schützen!


Nach anfangs hitzigen Diskussionen zeichnete sich schnell ein Konsens ab. Und so wurde die Regulierung einvernehmlich sogar als große Chance gesehen. Nämlich die Branche in die richtige Richtung zu lenken – mit besseren Bikes als Resultat!
Statt sich gegenseitig mit maximalen Leistungswerten, Drehmomenten, Unterstützungsverhältnissen und Wattstunden zu übertrumpfen, kann die Entwicklung nun viel stärker in Richtung Effizienz, Integration, Geräuschpegel, thermische Stabilität, Gewicht, UX und das Bike selbst Unterscheidungsmerkmale gehen. Auch andere Aspekte wie Business Innovation, Total Cost of Owernship – sprich Verschleiß und Wartung, sowie Nachhaltigkeit, Design, Digital Experience und Ride Feeling wurden genannt.
Bewusst haben wir an diesem Tag nicht über technische Details oder konkrete Werte diskutiert, sondern über Potenziale und allgemeine Richtungen – denn dieses Bewusstsein und Verständnis braucht es, damit die Community an einem Strang zieht statt sich in Lager zu spalten.
Kommunikation & Verantwortung – Workshop Teil 2
Im zweiten Teil unseres Workshops ging es darum, wie die Hersteller ihre Kommunikation und ihr Marketing gegenüber Endkunden und Händlern ändern können. Dass wir diese auch aus anderen Gründen ändern müssen, zeigen die Daten unserer Trendumfrage: die Zahl an Neueinsteigern in die E-MTB-Welt sinkt – und wir sind uns sicher, dass man mit Leistungssuperlativen keine neuen Biker gewinnt. Oder habt ihr schonmal von einem Menschen gehört, der Formel-1-Fan wurde, weil die Formel-1-Wägen auf einmal 90 PS mehr hatten?!
Also – was muss sich in unserer Kommunikation ändern? Die Antworten waren auch hier ziemlich unisono. Um Wiederholungen aus den Workshop-Gruppen zu vermeiden, haben wir euch hier einige der wichtigsten Aspekte zusammengetragen:

Roland Czuday, Product Manager eMTB at Cannondale

Andreas Knodel, General Manager Pivotcycles EU

Once that understanding is in place, the rest will follow naturally: imagine standing in a bike shop where all bikes share the same power figures — suddenly, the conversation shifts. You start talking about what really matters: the character of the bike, its ride feel, its design. You’re no longer just selling numbers — you’re selling the bike.”
Julian Öncü, Director Brand Management P2 ebike GmbH powered by Porsche

We need to shift the focus: put brand, emotion, and design first — not just the numbers. Let’s talk about where and how a bike is made, what it stands for, and how it inspires.
Because ultimately, it’s not just about specs — it’s about getting people, especially the next generation, excited about bikes.”
Felix Stix, Product Manager FOCUS Bikes

Inclusion means breaking out of our bike industry bubble. There are so many people out there who aren’t riding yet. We need to reach them, inspire them, and get them on bikes.
And we need to better educate our dealers so the customers get the bike they need.“
Hannes Genze, Head of Research and Development MERIDA & CENTURION GERMANY GMBH

Kieran Page, ZF / EMTB Technical delegate at UCI
Der Konsens ist da – was jetzt?
Die Regulierung kommt – und damit verändert sich der Markt in absehbarer Zeit.
Der Ball liegt jetzt erstmal bei den Verbänden, die letzten technischen Details der Regulierung in Gremien auszuarbeiten. Und natürlich sind jetzt auch schon die Hersteller gefragt, ihre Produkt-, Kommunikations- und Vermarktungs-Strategien anzupassen und ihre Marke un USPs besser herauszuarbeiten. Zugleich sind die Hersteller gefragt, bei Medien und Influencern für Verständnis der neuen Regulierung zu werben – um ein breitflächiges Verständnis in der Community und im Handel zu erwirken. Die Risiken sind groß, die Lösungen jedoch greifbar, nachvollziehbar und dass die Selbstregulierung viele Vorteile bietet sollte mittlerweile auch klar sein. Argumente findet man in diesem Artikel zur Genüge!


Natürlich bleiben wir auch weiter am Ball, erheben in Kürze neue Marktdaten, werden in unserer redaktionellen Arbeit den Fokus auf die aktuellen Entwicklungen legen und diese aktiv begleiten – im engen Austausch mit den wichtigsten Stakeholdern der Branche. Denn unser Ziel ist heute wie damals bei unserem ersten E-MOUNTAINBIKE Think Tank vor 10 Jahren dasselbe: E-Mountainbiken nachhaltig entwickeln und den geilsten Sport der Welt ein Stückchen besser machen!
And Action! Das Leonberger Protokoll
Die beste Strategie ist nur so gut wie ihre Umsetzung – deshalb hier ein kleiner Action-Plan für die Stakeholder – Hersteller, Magazine, Influencer, Handel und Community – mit klaren Handlungsimpulsen.
1. Innovation & Regulierung sinnvoll verbinden
Wir verstehen Regulierung als aktive Chance, um Innovation zu fördern, nicht zu bremsen. Klare Leitplanken sorgen für Orientierung, Sicherheit und nachhaltige Entwicklung und stellen zugleich sicher, dass wir nicht nur den Status Fahrrad erhalten, sondern auch bessere Bikes mit in der Praxis relevanten Eigenschaften entwickelt werden. Dafür erheben wir valide Marktdaten, um Bedürfnisse und Trends frühzeitiger in die Entwicklung einfließen zu lassen.
2. Kommunikation & Verantwortung neu denken
Zurück zu realem Marketing: Wir verändern unsere Kommunikation – weg von Clickbait und Zahlenpornografie, hin zu echtem Marketing, das Emotionen, Produkt-USPs und Markenwerte transportiert. Erlebnis statt Excel: Wir erzählen Geschichten. Über Markenwerte, Herkunft, Design und Nutzererfahrungen. So wird aus einem Produkt ein Erlebnis. Wir kommunizieren mit Verantwortung: Als Medien, Marken und Influencer senden wir Signale, die Orientierung bieten – nicht nur Aufmerksamkeitswerte erzeugen. Dazu gehört auch, die Kommunikations-Heroes von Tests und Fahrberichten zu überprüfen: Maximalwerte verlieren an Gewicht – Faktoren wie Fahrdynamik, Usability, Design, Effizienz, User Experience und Smart Features gewinnen an Bedeutung. Wir kritisieren und sprechen klar an, wer sich nicht an das Fairplay hält und den Markt riskiert. Denn schwarze Schafe zerstören die Spielwiese E-MTB für uns alle!
3. Kollaboration & Austausch fördern
Wir schaffen Räume für ehrlichen Dialog – innerhalb der Branche, mit der Politik und mit der Community. Denn nur gemeinsam sichern wir die Zukunft des E-MTBs. Wir bauen Brücken zwischen Industrie, Politik und Community. Nur durch gemeinsames Handeln und klare Kommunikation können wir unseren Handlungsspielraum erhalten und ausbauen.
Ab an den Stammtisch: tauscht euch in eurer Community aus, bringt neue Sichtweisen in den Dialog und schafft Verständnis für die Regulierung – Firmen sollten intern und extern ebenfalls Aufklärungskampagnen starten.
4. Haltung zeigen & Fairplay sichern
Wir stehen für ein faires Spielfeld. Wer das System ausnutzt, gefährdet die ganze Branche – und damit auch unsere Freiheit auf dem Trail. Wir müssen Missstände benennen: Schwarze Schafe, die durch Regelverstöße Vorteile suchen, werden klar adressiert. Verantwortung sichtbar machen: Jeder Akteur – vom CEO bis zum Content Creator – trägt Verantwortung für das große Ganze. Wer klare Positionen vertritt, stärkt die Branche als Ganzes.
5. Märkte verstehen & neue Zielgruppen gewinnen
Wir richten den Blick nach vorn. Der Marktzugang muss breiter, der Vertrieb professioneller und das Verständnis für echte Bedürfnisse tiefer werden. Denn die meisten in der Bike-Bubble sind genau dort – in der Bubble! Wir fragen uns: Wie können wir neue Menschen und Zielgruppen ansprechen? Wie können wir den Fachhandel als Rückgrat der Branche stärker einbinden und zum Möglichmacher machen?
Was ist deine Meinung zur Selbstregulierung? Hast du Ideen, Kritik oder sonstigen Input?
Fazit – E-MOUNTAINBIKE Think Tank Leonberg
Sind wir nun dumm? Nein, wir haben uns von den aktuellen Entwicklungen und Hype aufscheuchen und mitreißen lassen und laufen Gefahr, nun in eine Richtung loszurennen, die wir später bereuen werden. Das ist ganz normal im Leben. Entscheidend ist jedoch, was wir jetzt tun. Und hier haben wir keine Wahl.
Für kurzfristige Marktvorteile kann kein Player die mittel- bis langfristigen Folgen und Risiken in Kauf nehmen. Der Think Tank mit den wichtigsten Branchenvertretern hat klar gezeigt: Wir müssen jetzt Verantwortung übernehmen und eine sinnvolle Selbstregulierung umsetzen, die Innovation lenkt, statt sie zu bremsen.
Die Weichen sind gestellt. Jetzt entscheidet sich, ob wir entschlossen einen Konsens in den Details finden und clever handeln. Vor 3 Jahren – als es zur aktuellen Bike-Krise kam – wusste es kaum einer besser, jetzt schon.
Du hast auch was zu melden? Der E-MOUNTAINBIKE Think Tank ist eine offene Plattform und so sind bei den nächsten Veranstaltungen weitere Industrievertreter herzlich willkommen. Für weitere Informationen oder Rückfragen steht Susanne Feddersen zur Verfügung: [email protected]
Welche Entwicklungen wünscht ihr euch von der Industrie? Wir sind euer Advokat und können euer Feedback in die Diskussionen des Think Tanks einbringen.
Und noch in eigener Sache: Hast du Bock, die Bike-Branche mit uns mitzugestalten? Oder kennst du jemanden, der Bock hat oder jemanden kennt? Wie ihr seht haben wir richtig Bock was zu bewegen und suchen weitere Verstärkung für unser Team.
Words: Robin Schmitt Photos: Jan Richter, Robin Schmitt